Morbus Crohn – was ist das und kann die TCM eine wirksame Therapieform sein?

Ein Blog im Mai 2017 von Naturheilpraxis Christiane Falkus, Praxis für TCM + Akupunktur, http://www.naturheilpraxis-falkus.de

Morbus Crohn ist eine in den letzten 20 Jahren zunehmende Erkrankung.

Ca. 400000 Patienten leiden in Deutschland unter der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit Morbus Crohn, welche im gesamten Darmtrakt von der Mundhöhle bis zum Rektum auftreten kann. Bevorzugt betroffen sind das terminale Ileum (im Dünndarm) und das Colon (Dickdarm). Es handelt sich zumeist um einen abschnittsweisen (segmentalen) und diskontinuierlichen Verlauf, betroffen ist die Schleimhaut. Betroffene Stellen können neben gesunden Stellen zu finden sein, folglich können mehrere Stellen im Körper eine Entzündung aufweisen.

Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen, meist erkranken junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr und Menschen ab einem Alter von ca.  60 Jahren. Eine familiäre Häufung ist auffallend.

Die Krankheitsursache ist noch nicht aufschließend erforscht, sie ist noch weitgehend unbekannt. Es ist möglich, daß die genetische Disposition bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielt. Auch die Immunabwehr in Bezug auf Bakterien ist wahrscheinlich beteiligt, da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Es wird zudem ein Barrieredefekt zwischen Darmlumen und Organismus vermutet.

Raucher erkranken doppelt so häufig an MC.

Psychosozialer Stress wirkt verstärkend.

Symptome sind Bauchschmerzen und (teilweise blutiger) Durchfall, in der Praxis gibt es jedoch auch Fälle von Verstopfung oder wechselnd mit Durchfall.

Die Schmerzen sind häufig feststellbar nach dem Essen und vor dem Stuhlgang und sind bevorzugt im rechten Unterbauch lokalisiert.

Weitere Symptome können Gewichtsabnahme, Tenesmen, Kolikartige Schmerzen oft im rechten Unterbauch, tastbare Resistenz im rechten Unterbauch, Bildung innerer Geschwüre, Ansammlung von entzündlichem Gewebe, Stenoisierung des Darmlumens, fehlender Appetit, Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Fisteln und/oder Abzesse am After, Malabsorptionsstörungen, Mangelzustände sowie eine Wachstumsverzögerung bei Kindern sein.

Weiterhin können Hautkrankheiten (Erythema nodosum, Aphten), Augenkrankheiten (Iritis), Gelenkschmerzen (Bechterew-Arthritis, Polyarthritis) und Leberentzüdnungen (primäre biliäre Cholangitis) auftreten.

Die Symptome können unterschiedlich gewichtet und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

MC tritt in Schüben auf, welche mehrere Wochen andauern. Die Krankheit verläuft schleichend und in der Regel chronisch.

Im Labor ist eine Anämie sowie ein Anstieg der weißen Blutkörperchen feststellbar.

Die Schulmedizin behandelt MC mit einer Unterdrückung der Entzündung der Darmschleimhaut mittels Cortison und Immunsuppressiva, in vielen Fällen wird operiert, z.B. werden die Fisteln operativ entfernt.

Patienten leiden oftmals unter den Nebenwirkungen dieser Medikamente.

Nun auf zur TCM – was kann die TCM bei Morbus Crohn (MC) bewirken?

Die TCM kann begleitend zur Schulmedizin zum Einsatz kommen, sie ergänzt diese.

Mögliche TCM-Syndrome bei Morbus Crohn könnten lauten:

  • Innere Kälte und Feuchtigkeit mit Schwäche des Milz-Yang und Nieren-Yang
  • Schwäche des Yin im Funktionskreis Niere mit Leere-Hitze und/oder Feuchtigkeit/Hitze
  • Schwäche des Milz- und Nieren-Yang mit Stagnation des Funktionskreises Leber (Leber-Qi-Stagnation mit Stau im Meridian Dreifach Erwärmer) und Feuchtigkeit-Hitze
  • Schwäche des Yin des Funktionskreises Niere mit Leere-Hitze mit Stase des Leber-Qi und/oder Feuchtigkeit/Hitze

In der TCM kann Folgendes konstituiert werden:

  • Ist die Erkrankung leicht bis mittelschwer ausgeprägt, kann oftmals eine Yang-Schwäche des Funktionskreises Niere und Milz festgestellt werden
  • Ist die Erkrankung mittelschwer bis schwer ausgeprägt, steht mehr eine Yin-Schwäche des Funktionskreises Magen und Nieren im Vordergrund
  • Auch in der TCM ist der Funktionskreis Dünndarm beteiligt, da er nicht ausreichend filtern kann und die Flüssigkeiten nicht umgewandelt in den Dickdarm weiterschickt, dies kann den Durchfall auslösen.
  • Bei MC sind immer mehrere Pathomechanismen beteiligt, welche sich mit steigender Chronifizierung verdeutlichen.

Der Dünndarm verliert oftmals seine Resorptionsfähigkeit, dies widerum schwächt das Qi und das Yang der Milz und des Funktionskreises Niere mit der Folge von unverdauter Nahrung, Gewichtsabnahme, Anämie, wässrige Stühle sowie Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln.

Bei einer Schwäche von Milz und FK Niere setzen TCM-Therapeuten gerne Ginseng sowie die Atractylodis-Wurzel ein, welche den FK Milz stärken und wärmen können.

Weitere Ergänzungsarzneien in Form von chinesischer Phytotherapie können den Dickdarm stärken und Durchfall sowie Schmerzen lindern, können das Entspannen des Abdomens fördern und die Verdauung erleichtern oder das Blut beleben und den Qi-Fluss regulieren.

Diese hitzefördernden Kräuter dürfen nicht lange eingenommen werden, die Verabreichung muss von einem erfahrenen TCM-Therapeuten durchgeführt werden.

Eine Akupunkturbehandlung z.B. von den Akupunkturpunkten Bl 23 und 25, Ren 6 und 12, Di 4 und Ma 25 und 36 sowie Mi 9 ergänzt die Kräutertherapie.

Allgemeiner ausgedrückt stellt die TCM die gestörte Immunabwehr in den Fokus bei den chronischen Entzündungen des MC.

Die Ursache ist u.a. in der Ernährung sowie im Stress zu finden, aber auch notwendige Medikamente können unterdrückend wirken und die Symptomatik somit verstärken.

Es persisitieren nicht ausgeheilte Herde, welche das Immunsystem nachfolgend irritieren und die Genesung behindern können. Läuft dieser Prozess über Jahre, können chronisch-entzündliche Darmkrankheiten wie MC entstehen, welche bereits bei leichten Infekten zu einem Schub führen können.

In der täglichen TCM-Praxis ist u.a. zu beobachten, das unterdrückte Emotionen, wie Zorn, und eine zu kalte und einseitige sowie schleimende Ernährung durch Milchprodukte die Krankheit MC verstärken können.

In der chinesischen Diagnose wird der Patient aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

Zu Beginn jeder Therapie steht die Anamnese!

Ich schaue bei der Anamnese bei Ihnen nach Ihrer Lebensführung:

Was essen Sie wann in welcher Temperatur, ist Ihnen eher kalt oder warm, leiden Sie unter einem kalten Rückenbereich, wie und wielange schlafen Sie, wie ist Ihre Partnerschaft, zu welchen Uhrzeiten arbeiten Sie, gibt es Mobbing oder Überforderung auf der Arbeit, gibt es eine geistige Unterforderung, wie oft bewegen Sie sich, haben Sie Hobbies und ein soziales Netzwerk, leiden Sie unter Doppelbelastung… Unterdrücken Sie Emotionen, z.B. in Ihrer Partnerschaft/Familie oder auf Ihrer Arbeitsstelle? Würden Sie gerne etwas ändern und können es nicht? Was belastet Sie?

Ganz wichtig wird Ihre Ernährung sein, so sollte z.B. keine Mahlzeit ausgelassen oder zu kalt eingenommen werden.

Ich frage Sie desweiteren nach Ihren Stuhlgewohnheiten, Ihrem Temperaturempfinden, nach zurückliegenden Kinderkrankheiten oder Infektionen, nach weiteren Beschwerden, schaue mir Ihr Hautbild an und ganz wichtig:

Ich schaue auf Ihre Zunge und fühle Ihren Puls und erlebe Sie mit Ihrer Körperhaltung, Gesichtsfarbe, Ihrer Stimme, Ihrer Sprache… Ich schaue, welches Organ aus der Sicht der TCM bei Ihnen auffällig erscheint und ob es einen Fülle- oder einen Leerezustand… aufweist und welcher Meridian gestaut sein könnte.

Und wie könnte die TCM-Therapie aussehen?

Eine Schwächung des FK Niere kann angeboren oder erworben sein, eine gute Lebensführung ist in beiden Fällen von Bedeutung.

Und: Es kommt auf die chinesische Diagnose an.

Unabhängig von der individuellen TCM-Diagnose sollte der Körper wieder in Richtung des Zustandes vor der Entstehung des MC gebracht werden, folglich in Richtung vor der Immunabwehrentgleisung.

Dies ist ein weiter Weg und oftmals nicht vollständig zu erreichen, d.h. Ziel ist es die Schübe herauszuzögern und weniger stark ausprägend zu sein.

Die Behandlung mit der TCM erfolgt über Akupunktur, Heilkräuter (Behandlungsdauer ist vom TCM-Therapeuten festzulegen, da eine längere Einnahme gesundheitlich bedenklich sein könnte) und Ernährung. Im akuten Schub liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf der akuten Entzündungsreaktion, der feuchten Hitze Ihres Darmes und auf der emotionalen Dysbalance. Über Heilkräuter und Akupunktur kann Hitze und Feuchtigkeit aus Ihrem Darm ausgeleitet werden, Schmerzen gelindert, Blutungen gebremst und der Durchfall gelindert werden.

Mit Heilkräutern, aber vor allem mit Akupunktur kann auf Ihre emotionale Dysharmonie eingegangen werden. Selbstveratändlich können Nadeln keine Probleme lösen jedoch können Sie helfen, Ihre Balance wiederzufinden. Im Anschluß unterstütze ich Sie dabei Ihr Qi zu stärken und ein Gleichgewicht zwischen Yin und Yang zwischen Hitze und Kälte herzustellen.

Parallel geht die Behandlung von Morbus Crohn im akuten Schub auch auf die Schwäche Ihres Darms und Ihrer Gesamtkonstitution ein. Es kostete Sie viel Energie, Hitze und Feuchtigkeit aus Ihrem Körper rauszuleiten. Diese Kraft haben Sie meistens nicht. Hier kann Ihr Körper mit Heilkräuter, Akupunktur und Ernährung unterstützt werden.

Über eine Ernährungsberatung bekommen Sie Informationen, wie Sie Ihren Darm fördern können. Wie sollte Nahrung zubereitet werden, damit Ihr Darm sie auch während eines Schubs verträgt. Welche Nahrungsmittel sollten Sie im aktuten Schub meiden, um Hitze und Feuchtigkeit im Darm zu lindern.

Im schubfreien Intervall bauen wir Ihre Abwehrkraft, sowie Ihr Qi und Ihr Blut (Xue) auf und bringen das Yin und Yang in Balance, dies ist eine wichtige Aufbauarbeit!

Oft bleibt auch im schubfreien Intervall ein bisschen Hitze und Feuchtigkeit im Darm zurück. Sie sind permanent störende Faktoren. Es sind „Dreckreste“, welche der Schub zurückgelassen hat. Die Reste verfaulen vor sich hin, blockieren den Weg und behindern somit die Verdauung und die Resorption. Die Reste liegen mitten im Weg, blockieren das Qi auf seinem Weg durch die Meridiane und führen erneut zu Hitze, denn wo etwas im Weg herumliegt und sich alles andere daran voirbeischleichen muss, entsteht Hitze und Stau, denken Sie an einen Stau auf der Autobahn oder an eine Menschenmasse, welche sich langsam vorwärtsbewegt oder gar stillsteht. Diese Reste können ein erneutes Feuer auslösen und auf Dauer zu einem neuen Schub führen. Sie können als Patient die Aufräumarbeit dieser Reste durch Ihre Ernährung unterstützen, indem Sie hitze- und feuchtigkeitsfördernde Nahrungsmittel meiden. Auch Bewegung und Entspannung wird Ihnen helfen.  Natürlich werden Sie dabei mit Akupunktur und Phytotherapie begleitet und unterstützt.

Der Patient muss eigenverantwortlich mitarbeiten und einiges in seinem Leben umstellen, z.B. die Ernährung (nicht zu aklt und zuviel Rohkost, regelmäßige Mahlzeiten einführen…), den Stress mit Doppelbelastungen bei berufstätigen Müttern in Vollzeit herausnehmen oder über einen Arbeitsplatzwechsel (ohne Schichtdienst oder Mobbing…) nachdenken oder eine belastende Partnerschaft verändern oder die soziale Netzwerke zu erweitern sowie eine Abgrenzung und das Nein-Sagen zu erlernen und Perfektionismus zur Seite zu stellen.

Der Patient sollte Lösungsstrategien für heruntergedrückte Emotionen erlernen und sich Stressbewältigungskompetenz aneignen. Auch entspannende Maßnahmen werden miteinander besprochen ebenso wie Bewegung. Der Schlaf sollte rhythmisiert werden.

Ohne eine aktive Mitarbeit des Patienten geht es nicht um die Symptome des Morbus Crohn zu lindern!

Eine große Rolle kommt der Ernährung zugute, zu diesem Aspekt erfolgt die Empfehlung individuell nach einer TCM-Diagnose, erst dann kann zusammengefasst werden was der Patient meiden soll oder essen kann.

Ein Patient mit einem Hitze-Syndrom, z.B. ein Yin-Mangel, verträgt i.d.R. keine energetisch heiße Lebensmittel und kein starkes Anbraten…

Mahlzeiten sollten regelmäßig und in Ruhe stattinden und überwiegend warm und gekocht, aber nicht energetisch heiß zu sich genommen werden. Dünsten ist geeigneter als Braten oder Grillen. Bei diesen Hitze-Patienten wird nicht mit Moxibustion behandelt.

Allgemein sollte bei Schleim (entzündliche Darmerkrankungen haben oft mit Schleim zu tun) i.d.R. auf Milchprodukte und kalte sowie rohe Nahrung und Bananen verzichtet werden.

Schleim kann in der TCM-Zungendiagnose auf der Zunge gesehen werden.

Ein wichtiger Therapieansatz in der TCM lautet, daß zuerst der Schleim aus dem Körper entfernt werden muss mittels chinesischem Kräuterdekokten und Akupunktur sowie Ernährung und dann die Milz-Energie aufgebaut wird.

Keine Verbesserung mit Schleim im Körper!

In meiner Praxis habe ich MC-Patienten mit einem starken Yang-Mangel mit deutlicher Kälte im Körper speziell in der Körpermitte und einer ausgeprägten Milz-Qi-Schwäche und einem Stau im dreifachen Erwärmer sowie einer Leber-Qi-Stagnation behandelt.

In diesem Fall gibt es eine wie immer in der TCM eine individuelle differenzierte Ernährungsberatung, da bei diesem Syndrom auch thermisch heiße Lebensmittel zu sich genommen werden können.

Bei diesen Patienten kommt auch die Moxibustion und das Schröpfen sowie Gua Sha in Betracht.

Unabhängig vom TCM-Syndrom wird der Gemüseanteil in der Ernährung einem hohem Stellenwert beigemessen.

Akupunktur, Ohrakupunktur, Schröpfen, Kräutertherapie, Änderung der Lebensführung, Gua Sha, Moxibustion und Massage haben eine schmerzreduzierende und immunregulierende Wirkung.

Ich stehe Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung! Kontaktieren Sie mich gerne!

 

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